Interview mit Stephan Toscani zu G9

19.04.2023

In der Mitgliederzeitschrift des CDU-Ortsverbandes Saarlouis Lisdorf äußert sich Stephan Toscani zur Debatte um G9.

Interview mit Stephan Toscani zum neunjährigen Gymnasium


Nach einer kontroversen Debatte hat der saarländische Landtag im März mit den Stimmen der SPD die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium beschlossen. Die CDU, die auch für G9 ist, hat scharfe Kritik an den Umsetzungsplänen der Landesregierung geübt. Die Gründe dafür erläutert CDU-Fraktionschef Stephan Toscani im Interview:

Herr Toscani, die CDU Saar setzt sich schon länger für die Rückkehr zum neun- jährigen Gymnasium ein. Wieso haben Sie jetzt im Landtag das G9-Gesetz der SPD kritisiert?

Richtig ist, dass es grundsätzlich eine breite Mehrheit im Land für das neunjährige Gymnasium gibt, politisch und gesellschaftlich. Das Ob ist also nicht die Frage. Sondern die Frage ist, wie G9 konkret aussehen soll. Eine souveräne Landesregierung wäre deshalb klug beraten gewesen, auf eine breite Mehrheit zu setzen. Aber die SPD hat alle anderen Umsetzungsvorschläge zu G9 ignoriert und ihre Pläne stur durchgesetzt. Alle, die mit dem Gymnasium unmittelbar zu tun haben – Eltern, Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter – haben diese SPD-Pläne kritisiert. Das hat die Sozialdemokraten aber nicht im Geringsten interessiert. Und das haben wir im Landtag in aller Deutlichkeit angesprochen.


Was genau stört Sie am G9-Gesetz der SPD?

So, wie die SPD jetzt G9 durchgedrückt hat, sehen wir die große Gefahr, dass das Gymnasium auf Dauer immer mehr ausgehöhlt wird. Gymnasium und Gemeinschaftsschule werden immer ähnlicher. Am Ende ist nur noch das Türschild ein anderes. Wenn das wirklich so kommt, ist das der Weg zur Einheitsschule durch die Hintertür.


Woran machen Sie das fest?

Es gibt zum Beispiel keine Zugangsvoraussetzungen mehr. Jeder kann sich zum Gymnasium anmelden, unabhängig von der Leistung in der Grundschule. Außerdem gibt es immer weniger Versetzungsentscheidungen, auch am Gymnasium. Aber das ist bei Weitem noch nicht alles. Die SPD- Pläne bedeuten auch, dass das Saarland das neunjährige Gymnasium mit den wenigsten Unterrichtsstunden aller G9-Länder in ganz Deutschland bekommt. Viele Fächer sollen nur mit einer Stunde pro Woche unterrichtet werden. Das ist leider nur ein Schmalspur-Gymnasium.

Was setzt die CDU dem entgegen?

Wir als CDU wollen ein G9, das die Zweizügigkeit achtet und das unterschiedliche Schulformen unterscheidbar ausgestaltet: Gymnasium und Gemeinschaftsschule mit jeweils eigenständigem Proil. Wir sind überzeugt, dass eine solche Differenzierung der richtige Weg ist, um unsere Kinder entsprechend ihrer individuellen Leistungsfähigkeit zu unterrichten. Deshalb halten wir im Bereich der weiterführenden Schulen am gut etablierten Zwei-Säulen-Modell von Gemeinschaftsschule und Gymnasium fest. Als dritte Säule bieten die beruflichen Schulen ein breites Portfolio an unterschiedlichen Abschlüssen. Diese drei Schulformen garantieren eine hohe Durchlässigkeit und ermöglichen allen das Abitur.


Was wollen Sie nun tun?

Wir waren immer konstruktiv-kritisch und bleiben es auch. Bei der weiteren Umsetzung werden wir ganz genau hinschauen und Defizite klar benennen. Die Hoffnung bleibt, dass die Landesregierung die vielen berechtigten Bedenken nicht nur von uns, sondern von den Schüler-, Eltern- und Lehrervertretungen ernstnimmt und ihre Pläne noch nachbessert.